Irgendwie sind viele Berufe derzeit dem Wandel unterzogen – und irgendwie gibt es Berufe die erst entstanden sind weil es nun etwas gibt was es „früher“ nicht gab – und schon alleine daraus ergeben sich Spannungen zwischen den „neuen“ Berufen und den „alten“ und etablierten Berufsgattungen.
So verwundert es auch nicht, dass ein Journalist ein Misstrauen gegen SEOs (Suchmaschinenoptimierer) hegen und umgekehrt. Vielleicht liegt es ja daran dass eigentlich beide voneinander profitieren könnten, wenn sie sich endlich anpassen würden, denn wenn man sich die Zukunft der beiden Branchen mal genauer ansieht fällt auf dass die Branchen enger miteinander verwoben sind, als es die Betroffenen es wahr haben wollen.
„SEO? Ist das dieser Unsinn mit den Schlagworten?“
Das Verhältnis von Journalisten zur Suchmaschinenoptimierung ist eine Ansammlung von Unwissenheit gepaart mit Abneigung, wohl auch weil SEO zwangläufig Veränderung bedeutet.
Über Jahrzehnte hatte sich das Berufsbild und die Arbeitsweise von Journalisten wenig bis gar nicht geändert. Als das Internet kam änderte sich dies allerdings schlagartig. Dieser Veränderungsprozess ist derzeit voll im Gange und wie bei jeder Veränderung gibt es mit der Veränderung auch Menschen die dem Ganzen entweder aufgeschlossen oder abneigend gegenüber stehen.
So verwundert es auch nicht dass manche Journalisten bis heute noch nicht mal mit der Veränderung angefangen haben – und wie heisst es so schön:
Veränderung beginnt im Inneren
Mit der ablehnenden Grundhaltung beginnt allerdings auch das Dilemma, denn mittlerweile hat das Internet eine sehr schwierige Zeit für den Journalismus eingeläutet und kaum jemand hat heute eine zuverlässige Antwort auf die Frage, wie er in Zukunft mit seinem Einkommen ein Auskommen haben will.
Das viel gescholtene Medium Internet birgt viele Vorteile für die altehrwürdige Zunft des Journalismus, denn noch nie war der Zugang zu Informationen so schnell, unkompliziert und einfach möglich und noch nie war es einfacher direkt mit den Lesern interagieren. Erst das Internet hat den multimedialen Journalismus erschaffen. Allerdings ergibt sich durch die Geschwindigkeit die dieses Medium nunmal hat auch das Problem dass „Kollege Computer“ bald Einzug in die Redaktionen halten könnte. Der Roboter als Journalist ist nicht mehr nur eine Vision.
Für den Suchmaschinenoptimierer kurz: SEO ist die aktuelle Situation ähnlich!
In den Augen eines SEOs kann ein Journalist „nicht richtig“ schreiben und damit kratzt er natürlich an der Berufsehre des Journalisten was die Frronten natürlich verhärtet. Nicht zuletzt auch, weil ein kaum bis gar keine Ahnung von gutem Content hat, und sein „Gefühl für Texte“ sich lediglich auf Keywords, Links und Klicks beschränkt.
Journalist und SEOs wollen dass man Artikel „gut findet“
Ein SEO schaut sich Texte aus der Sicht des Suchmaschinen-Monopolisten Google an, er überlegt bei jedem Artikel WIE der Artikel möglichst gut gefunden wird – um zwar wirklich im wahrsten Sinn!
Obwohl ein SEO weiß, dass hochwertiger Content mittlerweile ein echtes (Ranking-)Kriterium bei der Suchmaschinen-Optimierung ist, kann ein SEO oftmals diesen hochwertigen gut recherchierten und aufbereiteten Content nicht beurteilen und sieht diesen „Text“ nicht als Artikel sondern nur als ein Mittel zum Zweck die eigene SEO-Strategie verfolgen zu können. Kaum ein SEO kann von sich aus beurteilen Wie ein Leser reagiert wenn er einen Artikel liest, sie wissen (vielleicht) was Menschen in einer Suchmaschine suchen, aber was die Leute genau lesen wollen können sie kaum beurteilen – wie auch – sie kennen oftmals nur max 3-4 Suchwörter die sie Keywords nennen. SEOs benötigen gute Journalisten für hochwertigen, einzigartigen Content, nur müssen sich dies SEOs erstmal eingestehen können.
Keine Guideline für „guten Content“
Der SEO hat eine eindeutige Guideline und viele Regeln und Patentrezepte von selbsternannten SEO-Guru´s die er befolgen kann. Noch dazu erzählt ihm ein gewisser Matt Cutts, Sprecher des Webspam-Teams vom Suchmaschinen-Monopolisten Google regelmäßig etwas über die neuen Signale die ein SEO in Zukunft zu befolgen hat um eine Seite erfolgreich in den Suchmaschinen-Ergebnissen platzieren zu können. Für guten Content gibt es aber keine Guideline und eigentlich auch nur wenig bis gar keine festgelegten Regeln.
Social-Media Signale zeigen das Problem auf
Die Qualität der Artikel wird mittlerweile immer mehr über Social-Media-Signale offensichtlich. Bekommt ein Artikel viele Likes, Shares und Kommentare dann wird der Artikel vom Leser „angenommen“ er wird gelesen und somit konsumiert. In vielen Artikel die sich derzeit auf der ersten Seite im Google zu einem Keyword tummeln zeigen diese Signale von Lesern oftmals dass der Artikel entweder nicht wirklich oder nur oberflächlich konsumiert wird.
„Fast Food“ oder „Gourmet-Restaurant“?
Ähnlich wie der Unterschied zwischen „Fast Food“ und „Gourmet-Restaurant“ verhält es sich mit Texten von SEOs und Texten von Journalisten – beide machen zunächst satt, aber die Art und Weise der Nahrungsaufnahme ist unterschiedlich. Texte von SEOs haben meistens weniger Social-Signale wie Texte von Journalisten – nicht immer, aber immer öfter – und witzigerweise weiß dies auch Google und hat die Social-Signals mittlerweile als ein Ranking-Kriterium im Algorithmus. Im Klartext: In Zukunft werden Artikel die gute Signale liefern auch ein besseres Ranking bekommen!
Die Macht vom Google
Das Privatunternehmen Google hat es geschafft das eine Geschäftszweige und Geschäftsideen vom Wohlwollen dieser Firma abhängig ist. Bei einer Marktdurchdringung in Deutschland von nahezu 95% kann niemand am Google vorbei planen bzw. schreiben. Und Google stellt klar dass sie in Zukunft immer mehr Augenmerk darauf legen werden, in den organischen Ergebnissen der Suchmaschine die für den Nutzer besten Treffer anzeigen zu lassen. Google belohnt also guten Content – und während nun der eine oder andere Journalist tief durchatmet und sich und seinen Berufsstand nun gestärkt sieht sollte man mahnend den Finger heben, denn Online ist etwas ganz anderes als Print! Auch wenn viele Zeitungen die Texte heutzutage (noch) aus der Printausgabe 1:1 ins Internet stellen sollte genau hier der moderne Journalist seine Fähigkeiten an das Medium Internet anpassen.
Mache aus Besuchern Leser
Ein SEO orientiert sich an Keywords – er optimiert eine Seite so, dass er Besucher bekommt die genau das Keyword bzw. Phrase eingetippt haben die er zuvor in die Seite eingeplant hatte. Wenn überhaupt hat der Journalist nur eine vage Vorstellung dessen was ein Besucher in der Suchmaschine suchen könnte – aber er kann genau definieren was der Besucher genau sucht, bzw. mit dem Besuch der Seite erhält. Während also der SEO es schafft das Besucher überhaupt auf die Seite kommen, kann der Journalist dem Besucher das geben nach dem er gesucht hatte – denn schlußendlich haben beide, Journalist und SEO eigentlich das gleiche Ziel: Nur wer einem Besucher das gibt wonach er gesucht hat macht aus einem Besucher einen Leser.
Journalist und SEO – together forever
Nur wenn Journalisten und SEOs sich gegenseitig unterstützen kann eine tolle Reportage und ein kritisches Interview in Zukunft auf den vorderen Plätzen im Suchergebnis genauso auftauchen wie die Artikel die die Antworten auf viele Fragen der Suchmaschinen-Benutzer liefern. Dies bedeutet dass sowohl der Journalist als auch der SEO in Zukunft anders arbeiten muss wie bisher und sich auch neue Kenntnisse des anderen aneignen sollte.
Wenn ein SEO irgendwann versteht dass Texte für Menschen geschrieben werden und nicht nur für eine Suchmaschine und wenn Journalisten verstehen wie ein Online-Text aus SEO-Gesichtspunkten optimal ist, wäre schon der erste Schritt in eine gemeinsame Zukunft gemacht! Klingt eigentlich einfacher als es in Wirklichkeit oftmals ist.
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